Erdbeben können grosse Schäden verursachen

Erdbeben sind die Naturgefahr mit dem grössten möglichen Schadensausmass in der Schweiz. Sie bergen gemäss nationaler Risikoanalyse des Bundes neben Pandemien und Strommangellagen das höchste Risiko. 

Erdbeben können immense Schäden verursachen: Beschädigte oder eingestürzte Bauwerke gefährden Mensch und Umwelt, nicht funktionierende oder zerstörte Infrastrukturen legen das alltägliche Leben lahm. Erdbeben können auch sekundäre Effekte auslösen, wie Erdrutsche oder Felsstürze, Bodenverflüssigung, Brände und Tsunamis.

Erdbeben können überall auftreten.

 

Die Erdbebengefährdung liegt in der Schweiz im europäischen Vergleich auf mittlerem Niveau. Die Erde bebt rund 1000- bis 1500-mal pro Jahr. Erdbeben können überall auftreten. Durch die relativ hohe Verletzbarkeit der Bauwerke und die hohe Wertekonzentration akkumuliert sich das höchste Risiko auf Gebiete mit hoher Besiedlungsdichte.

Die Schweiz verfügt über ein nationales und öffentlich zugängliches Erdbebenrisikomodell, dank dem die Folgen von Erdbeben beziffert werden können.

Aufgabenteilung in der Schweiz

Aufgabenteilung in der Schweiz

Für den Schutz vor Erdbeben sind in der Schweiz Behörden, Versicherungen, Fachvereine wie auch Private in unterschiedlichen Funktionen zuständig.

Aufgaben des Bundes

Zu den Aufgaben des Bundes gehören die Erdbebenüberwachung und die nationale Gefährdungsabschätzung. Im Ereignisfall unterstützt der Bund die Kantone gemäss dem Prinzip der Subsidiarität. Seit 2000 verfolgt der Bund ein Massnahmenprogramm zur Erdbebenvorsorge und unterhält dafür eine Koordinationsstelle. 

Aufgaben der Kantone und Gemeinden

Die Kantone und Gemeinden regeln im Rahmen ihrer Gesetzgebung und Bewilligungsverfahren das erdbebengerechte Bauen und sind für die Ereignisbewältigung zuständig. 

Aufgaben der Privaten

Für das naturgefahrengerechte Bauen ist die Bauherrschaft verantwortlich. Erdbebenschäden sind im Rahmen der obligatorischen Feuer- und Elementarschadenversicherungen nicht gedeckt. Versicherer verfügen zwar über Fonds für freiwillige Leistungen, diese decken jedoch nur einen kleinen Teil des vorhandenen Erdbebenrisikos in gewissen Kantonen ab. Daneben existieren freiwillige Versicherungslösungen. 

Bewältigung und Wiederaufbau

Vorbereitung der Ereignisbewältigung und des Wiederaufbaus

Der Bund erarbeitet eine nationale Vorsorgeplanung. Diese schafft eine gemeinsame Grundlage für die Erarbeitung der Vorsorgeplanungen der betroffenen Akteure (Bund, Kantone, Infrastrukturbetreibende).

Nach einem Erdbeben müssen die beschädigten Gebäude beurteilt und die Wiederaufbau- und Reparaturkosten geschätzt werden. Damit dafür die nötigen personellen und technischen Ressourcen bereitstehen, haben die Kantone, die kantonalen Gebäudeversicherungen und die Privatversicherungen die Schadenorganisation Erdbeben (SOE) gegründet. Der Verein wird von den Fachstellen des Bundes unterstützt. 

Wirkungsvolle Massnahmen

Wirkungsvolle Massnahmen

Ein Schutz vor Erdbeben ist durch erdbebengerechtes Bauen möglich. Der Bund gibt Empfehlungen für das Verhalten vor, während und nach einem Erdbeben ab. Beispiele für Massnahmen sind:

Organisatorische Massnahmen

  • Freiwillige Erdbebenversicherung abschliessen 
  • Sensibilisierung für richtiges Verhalten im Erdbebenfall 

Technische Massnahmen

  • Neue Gebäude erdbebengerecht erstellen. 
  • Bei bestehenden Bauten – sofern erforderlich und verhältnismässig – die Erdbebensicherheit verbessern. 

Preisgekrönte Schulanlage

Die Schulanlage Les Vergers in Meyrin (GE) hat 2021 den Seismic Award erhalten. Die Jury, die erdbebengerechtes Bauen auszeichnet, hat die «erdbebengerecht konzipierten und architektonisch überzeugenden» Pavillons überzeugt. Das mustergültige Ensemble sei aus einem Gesamtprojekt hervorgegangen, an dem Architektinnen und Ingenieure gemeinsam gearbeitet haben.

Chronik

Die stärksten Erdbeben in der Schweiz

1356 Basel

Am 15. Oktober bebte die Erde mit einer Magnitude von 6.6 in Basel. In einem Umkreis von rund 30 km wurden beinahe alle Kirchen, Burgen und Festungen zerstört. Nach dem Erdbeben wütete ein Feuer acht Tage lang und brannte die Stadt beinahe vollständig nieder. Es gab zwischen 100 und 2000 Tote. Das Beben hatte eine maximale Intensität von IX. 

1601

Das Erdbeben mit einer Magnitude von 5.9 und einer maximalen Intensität von VIII vom 8. September betraf Sarnen, Engelberg, Altdorf und Luzern. Einige Häuser wurden vollständig zerstört. Es kam zu Hangrutschungen und Bergstürzen. Zudem lösten stürzende Felsmassen (Bergsturz vom Bürgenstock) in Kombination mit Rutschungen eine Flutwelle im Vierwaldstättersee aus. 

1855 Visp

Gegen Mittag des 25. Juli bebte in der Region von Visp die Erde mit einer Magnitude von 6.2. Das Epizentrum lag im Vispertal, das Beben wurde aber in der ganzen Schweiz und darüber hinaus verspürt. Auf den Hauptstoss folgten viele Nachbeben mit beträchtlicher Intensität, die erst im Herbst schwächer wurden und bis 1858 auftraten. Hunderte von Gebäuden wurden zum Teil schwer beschädigt oder ganz zerstört.  

1946 Sierre

Am 25. Januar bebte es in Sierre mit einer Magnitude von 5.8. Vier Personen starben. Rund 3'500 Gebäude wurden beschädigt, darunter auch eine Kirche in Sierre, die ihre Turmspitze verlor. Der Strom fiel aus, die Telefonlinien waren innert kurzer Zeit überlastet. Für einige Stunden herrschte Chaos.

Kaskade von Naturgefahren

Kaskade von Naturgefahren

Bisweilen kommt es bei Naturgefahren zu einer Verkettung von Ereignissen. Erdbeben können für weitere Naturgefahren – wie auch für Tsunamis - eine Rolle spielen:

Rutschungen

Hänge können ins Rutschen geraten

Sturzprozesse

Erdbeben können Fels- und Bergstürze verursachen 

Weitere Informationen zu Erdbeben finden Sie unter

Letzte Änderung: 06.09.2024