Die Hälfte aller Hochwasserschäden werden heute durch Oberflächenwasser verursacht. Oberflächenabfluss bildet sich bei Starkniederschlägen und ist besonders in Siedlungen problematisch, wo ein Grossteil der Flächen versiegelt ist und das Wasser nicht in den Boden infiltrieren kann.
In der Schweiz sind rund zwei Drittel der Gebäude potenziell von Oberflächenabfluss betroffen.
Die Fliessgeschwindigkeit von Oberflächenwasser und die möglichen Auswirkungen werden oft unterschätzt. Wenige Zentimeter Wasser an einer kritischen Stelle reichen aus, um tiefer liegende Räume wie eine Tiefgarage oder einen Keller meterhoch zu fluten. Oftmals sind die Entwässerungspläne nicht auf solche Ereignisse ausgerichtet. In der Schweiz sind rund zwei Drittel der Gebäude potenziell von Oberflächenabfluss betroffen.
In den letzten Jahren haben sich Sachschäden durch Oberflächenabfluss gehäuft. Mit dem wärmeren Klima ist mit heftigeren und häufigeren Niederschlägen und in der Folge mit einer Zunahme des Oberflächenabflusses zu rechnen. Überschwemmungen können auch in Gebieten geschehen, die von Hochwasser durch Flüsse und Seen nicht gefährdet sind.
Gefährdungskarten
Gefährdungskarten
Als wichtigen ersten Schritt hat der Bund in den letzten Jahren gemeinsam mit der Vereinigung der Kantonalen Gebäudeversicherungen und dem Schweizerischen Versicherungsverband eine gesamtschweizerische Gefährdungskarte erarbeitet. Diese Hinweiskarten zeigen auf, welche Flächen betroffen sind, wo Oberflächenwasser abfliessen und wie hoch das Wasser stehen kann. Die neuen Karten nützen einerseits Fachleuten wie Architektinnen und Architekten, der Bauherrschaft, Planern und Planerinnen, den Behörden, aber andererseits auch Interventionskräften wie der Feuerwehr. Diese können sich rasch einen Überblick über mögliche Gefahren verschaffen und frühzeitig geeignete Schutzmassnahmen ergreifen.
Wirkungsvolle Massnahmen
Wirkungsvolle Massnahmen
Oberflächenabfluss kann durch Prävention weitgehend verhindert werden. Die Vorbeugung wirkt teilweise auch dem Hitzeinseleffekt in den Städten entgegen. Gefragt sind Kantone und Gemeinden mit raumplanerischen, technischen und biologischen Massnahmen, aber auch Hauseigentümerinnen und –eigentümer, indem sie ihre Objekte schützen. Beispiele von Massnahmen sind:
Raumplanerische Massnahmen
- Nutzungsplanungen und Baubewilligungsverfahren an Gefährdungslagen anpassen
- Schwammstadt planen und errichten: Regenwasser in Zisternen, Regenwasserteichen, auf Flachdächern oder Parkplätzen speichern, statt direkt via Kanalisation abzuführen
- Flächen entsiegeln und freihalten
- Siedlungsentwässerung auf höhere Kapazitäten dimensionieren
- Entlastungskorridore ausscheiden und freihalten
Technische Massnahmen
- Neue und bestehende Gebäude mit konzeptionellen und baulichen Massnahmen direkt am Objekt schützen
- Abflusskorridore für Regenereignisse schaffen, bei denen die Fassungskapazität der Kanalisation nicht ausreicht
- Grössere Regenüberlaufbecken der Kanalisation bauen
- Wasserrückhalt auf Flachdächern und freien Flächen fördern
Biologische Massnahmen
- Grünflächen in den Siedlungen anlegen
- Dächer und Fassaden begrünen
Organisatorische Massnahmen
- Notfallplanung erstellen
- Objekte und Infrastrukturen schützen
Für Genf ist Regenwasser eine Ressource
Der Kanton Genf ändert seine Praxis im Umgang mit Regenwasser: Unter dem Titel «Wasser in der Stadt» wird das Regenwasser seit 2020 nicht mehr als Abfall, sondern als Ressource betrachtet. Im Quartier Grosselin in Carouge wird das Konzept «Schwammstadt» umgesetzt. Zwischen 2022 und 2023 bot der Kanton zudem einen grossangelegten Erfahrungsaustausch an.
Chronik
Kaskade Naturgefahren
Kaskade von Naturgefahren
Bisweilen kommt es bei Naturgefahren zu einer Verkettung von Ereignissen. Oberflächenabfluss kann für weitere Naturgefahren eine Rolle spielen:
Hochwasser
Oberflächenabfluss und Hochwasser können den gleichen Ursprung haben: Sehr starke Niederschläge.
Weitere Informationen zu Oberflächenabfluss finden Sie unter