Hitze ist eine Naturgefahr

Die Nationale Risikoanalyse bezeichnet Hitzewellen heute als eine der grössten Gefahren für die Bevölkerung der Schweiz, da sie jährlich zu den meisten Todesfällen aller Naturgefahren führen. Der Bund erfasst hitzebedingte Todesfälle.

Aufgrund des Klimawandels werden in der Schweiz Hitzewellen künftig häufiger, intensiver und länger andauern. Am höchsten ist die Hitzebelastung jeweils in den bevölkerungsreichen städtischen Gebieten, wo versiegelte Flächen zu einem Hitzeinseleffekt führen. In tiefer gelegenen Regionen wie dem Mittelland, dem Tessin und den tiefen Alpentälern rechnet das National Centre for Climate Services NCCS mit einem deutlichen Anstieg von sehr heissen Tagen sowie von Tropennächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt. 

Bedrohung

Bedrohung für Mensch, Tier und Natur

Sehr heisse Temperaturen können zu Hitzestress für Menschen wie auch für Wild-, Nutz-, und Haustiere führen, da eine Körperabkühlung nicht mehr möglich ist.  

Risiko für die Gesundheit

Hitzewellen sind insbesondere ein Gesundheitsrisiko für ältere oder chronisch kranke Menschen, für schwangere Frauen und Kleinkinder sowie für Personen, die anstrengende körperliche Arbeit im Freien erledigen. Sie können sogar lebensbedrohlich sein.  

Hitze gekoppelt mit langen Schönwetterperioden ohne Wind fördert zudem die Bildung von bodennahem Ozon und erhöht die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken.  

Gefährdung intakter Ökosysteme

Hitzewellen in Kombination mit einer mittleren Temperaturzunahme sind für eine intakte Funktion der Ökosysteme eine Bedrohung und beeinträchtigen die Landwirtschaft. Viele Pflanzen- und Tierarten können sich nicht genug schnell an die veränderten Bedingungen anpassen. Belastet wird auch der Wald und seine Leistungen, wie z.B. die Holzqualität, die Schutzfunktion oder als Erholungsgebiet. Zu warme Gewässer sind für Fische und aquatische Lebewesen lebensbedrohlich. Aufgrund steigender Temperaturen können sich invasive Arten schneller ausbreiten, wie auch Mücken und Zecken, Infektionskrankheiten führen können.

Klimawandel

Mehr Hitze und weniger Frost

In der Schweiz wurde es in den letzten 150 Jahren um knapp 2 Grad wärmer. 

Durch den Klimawandel wird das Wetter auch in der Schweiz extremer. Während die Hitzewellen zunehmen, treten Kälteperioden deutlich seltener auf. Die Klimaszenarien CH2018 zeigen, dass bei weiter steigenden Treibhausgasemissionen ein durchschnittlicher Sommer Mitte des Jahrhunderts 4.5°C, die heissesten Tage sogar 5.5°C wärmer sein werden als heute.

Die Anzahl Frosttage hat in den letzten 40 Jahren um rund 20 % abgenommen. Auch die Zahl der Eistage (wenn die Temperatur den ganzen Tag unter 0 Grad Celsius bleibt) nimmt ab. Grössere Seen sind kaum mehr zugefroren. Der Klimawandel führt dazu, dass Pflanzen und Bäume früher im Jahr blühen. Damit erhöht sich das Risiko für Frostschäden, was zu Ernteausfällen führen kann.

Während die Hitzewellen aufgrund des Klimawandels zunehmen, treten Kälteperioden deutlich seltener auf.

Hitzewarnungen

Hitzewarnungen

MeteoSchweiz erstellt seit 2005 Hitzewarnungen und optimiert und entwickelt das Warnsystem laufend weiter. Seit 2021 spricht MeteoSchweiz dann von einer Hitzewelle, wenn mindestens drei Tage in Folge eine Tagesmitteltemperatur von 25 °C oder höher vorliegt. Zudem aktualisierte das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) 2021 die Hitze-Massnahmen-Toolbox zuhanden von Fachpersonen und Behörden.

Massnahmen

Wirkungsvolle Massnahmen

Gegen Hitze braucht es eine Kombination von Massnahmen. In der Verantwortung stehen Akteurinnen und Akteure auf allen Stufen: Behörden, die eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung vorantreiben, Fachleute, die eine blau-grüne Umgebung (natürliche und naturnahe Wasser- und bepflanzte Flächen) gestalten und Hausbesitzerinnen und -besitzer, die eine klimagerechte Bauweise umsetzen. Einzelpersonen können sich durch ihr Verhalten schützen. Der Bund gibt dazu Empfehlungen ab. Beispiele von Massnahmen sind: 

Raumplanerische Massnahmen

  • Eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung fördern
  • Planungs- und Baugesetze klimagerecht überarbeiten 
  • Konkrete Massnahmen erarbeiten
  • Finanzielle Mittel bereitstellen
  • Hitzethematik in Revisionen der Richt- und Nutzungsplanung einbinden

Technische Massnahmen

  • Gebäude energetisch sanieren
  • Häuser klimagerecht (z.B. mit Solarthermie) kühlen
  • Passive Häuser bauen
  • Flächen entsiegeln

Biologische Massnahmen

  • Schattenspendende Bäume und Hecken pflanzen und unterhalten
  • Gebäude begrünen und beschatten
  • Wasserflächen (Blauflächen) anlegen und unterhalten

Organisatorische Massnahmen

  • Aktionspläne gegen Hitze erarbeiten
  • Informationskampagnen lancieren
  • Frühwarnsysteme implementieren
  • Hitzevorsorge durch rechtliche Verankerung verbindlich machen

Lausanne mit Klimaplan

Gegen Hitze braucht es eine Kombination von Massnahmen. In der Verantwortung stehen Akteurinnen und Akteure auf allen Stufen: Behörden, die eine klimaangepasste nSiedlungsentwicklung vorantreiben, Fachleute, die eine grünen und blaue Umgebung gestalten, Hausbesitzerinnen und -besitzer, die eine klimagerechte Bauweise umsetzen.

Chronik

Die Hitzesommer der letzten Jahre

2003

Am 11. August wurde in Grono im bündnerischen Misox der Rekord von 41,5 Grad gemessen. Im Rest der Schweiz blieben die Temperaturen ab 1. August während zwölf aufeinanderfolgenden Tagen über 33 Grad. Laut einem Bericht des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) war es in Europa das wärmste Jahr seit 500 Jahren. Gezählt wurden 1402 hitzebedingte Todesfälle.

2015

Gemäss MeteoSchweiz ging der Sommer 2015 als der zweitwärmste in die über 150-jährige Messgeschichte ein. Gemessen wurden zwei Hitzewellen: die erste vom 1. bis 7. Juli, die zweite vom 14. bis 23. Juli 2015, mit 805 zusätzlichen Todesfällen. 

2018

Die Schweiz erlebte erneut einen aussergewöhnlich heissen Sommer, nach 2003 und 2015 der drittwärmste Sommer seit Messbeginn 1864. Wegen der hohen Temperaturen waren 185 Todesfälle mehr zu beklagen als in einem normalen Jahr. 

2019

Der Sommer 2019 gilt als drittheissester Sommer seit Messbeginn 1864. Zwei intensive Hitzewellen mit einer mittleren Maximaltemperatur von 32–34°C prägten die Monate Juni und Juli mit 336 hitzebedingten Todesfällen. 

2022

Der Sommer 2022 geht als zweitheissester seit Messbeginn in die Geschichte ein. Geprägt von drei extremen Hitzeperioden waren die Monate Juni bis August 2,3 Grad wärmer als gewöhnlich mit 474 hitzebedingten Todesfällen. Nur der Hitzesommer 2003 übertraf die Norm bisher um 3 Grad. 

Naturgefahren

Kaskade von Naturgefahren

Bisweilen kommt es bei Naturgefahren zu einer Verkettung von Ereignissen. 
Die mittlere Temperaturzunahme verstärkt weitere Naturgefahren wie:

Trockenheit

Langanhaltende Hitzeperioden können zu Trockenheit führen.

Sturzprozesse

Durch die Zunahme der mittleren Temperatur nimmt die Stabilität des Permafrosts ab, was Fels- und Bergstürze begünstigt.

Weitere Informationen zu Hitze- und Kältewellen finden Sie unter

Letzte Änderung: 25.04.2024