Hagel - kurz und heftig

Die Schweiz ist eines der hagelgefährdetsten Länder Europas. Hagelstürme verursachen fast jedes Jahr Schäden von mehreren zehn Millionen Schweizer Franken.  

Hagelzüge sind kleinräumiger als Winterstürme, meistens wenige Kilometer lang und weniger als ein Kilometer breit. Im Normalfall bringen sie kleine Hagelkörner (1-2 cm) mit sich. Grössere oder intensivere Ereignisse dehnen sich entweder länger aus oder/und haben grössere Hagelkörner (3 cm, selten 5cm und grösser). Die Hagelgefährdung ist nicht im ganzen Land gleich gross, wie die Gefährdungskarte zeigt.

Personen und grössere Tiere sind erst durch grössere Hagelkörner (ab 5 cm) gefährdet. Hagel kann jedoch grosse Schäden an Gebäuden, Autos und landwirtschaftlichen Kulturen verursachen. 2021 wurden bei den kantonalen Gebäudeversicherungen fast 800 Mio. Franken für Hagelschäden an Gebäuden vergütet.

Hagelversicherungen

Versicherungen gehen voran

Seit Anfang des 19. Jahrhundert versichern kantonale Gebäudeversicherungen Gebäude gegen Feuer- und Elementarschäden. Kurz darauf kamen private Versicherungen dazu, welche neben Gebäude- auch Transport-, Hausrat- und Motorfahrzeugversicherungen anboten. Seit 1880 gibt es in der Schweiz auch eine Hagelversicherung für landwirtschaftliche Kulturen. 

Nachdem in den 1970er Jahren Hagelschäden an Flachdachfolien stark anstiegen, reagierten die verschiedenen Akteure: Die kantonalen Gebäudeversicherungen (VKF), die privaten Versicherungen, die herstellenden Betriebe, der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sowie die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (EMPA) definierten Anforderungen an die Materialien, integrierten diese in die Vorgängernorm der Baunorm SIA 271 und entwickelten dafür eine Hagelprüfung. Heute finden sich verschiedene hagelgeprüfte Bauteile im Hagelregister

Die Häufung von grossen Schadenereignissen führte 2019 dazu, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) Hagelschlag in die Liste der Gefährdungsszenarien der Risikoanalyse aufnahm. 

Simulation von Stürmen

Simulation von Hagelstürmen

Im Rahmen eines ETH-Projektes wird eine Modellkette aufgebaut, die Hagelgewitterstürme simuliert und vorhersagt und die zugehörigen Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen und in der Landwirtschaft abschätzt. Die Simulationen umfassen das heutige und ein zukünftiges wärmeres Klima.

Wirkungsvolle Massnahmen

Wirkungsvolle Massnahmen

Bauherrschaften, Hauseigentümerinnen und -eigentümer, Mieterinnen und Mieter, die Landwirtschaft sowie Autobesitzerinnen und -besitzer können sich vor Hagelschäden schützen. Beispiele von Massnahmen sind: 

Organisatorische Massnahmen

  • Storen hochziehen (moderne Glasfenster sind hagelresistenter als Storen) 
  • Autos unterstellen  

Technische Massnahmen

  • Gebäude gemäss SIA-Normen (z.B. SIA 261/1) bauen   
  • Empfindliche und exponierte Bauteile – wie zum Beispiel Kunststoff-Oberlichter oder Lamellenstoren — mit Gittern, Schutzglas oder Vordächern schützen 
  • Hagelschutznetze über Parkplätzen anbringen 
  • Landwirtschaftliche Kulturen mithilfe von Netzen schützen 

Biologische Massnahmen

Kulturen pflanzen, die weniger hagelempfindlich sind 

Automatisches Hochziehen der Storen

Ein intelligentes System schützt die Storen: Sobald eine Hagelwarnung für das Gebäude eingeht, werden die Storen automatisch hochgezogen. Wenn das Hagelrisiko einen Schwellenwert unterschreitet, gibt das System Entwarnung und führt die Storen wieder runter.

Chronik

Verheerende Hagelzüge 

1927

1927 war für die landwirtschaftliche Hagelversicherung ein schwarzes Jahr: Die noch nicht rückversicherte Gesellschaft musste bei Prämieneinnahmen von 3,3 Mio. Franken Entschädigungszahlungen von 6,7 Mio. Franken leisten.  

1994

1994 war ein Rekordjahr für die Hagelstatistik: Am 10 August zog ein Hagelsturm insbesondere über die Region Haute-Borne im Jura. In Bassecourt und Pleigne bei Delsberg gingen Hagelkörner in der Grösse von Tennisbällen nieder.  

2009

Die Hagelfronten vom 26. Mai und vom 23. Juli hinterliessen eine Spur der Verwüstung. In der Romandie fielen bis zu tennisballgrosse (> 5 cm) Hagelkörner, zudem kam es zu starkem Wind und heftigen Regen. Die Versicherungen zahlten 380 Mio. Franken an Schäden an Fahrzeugen, mehr als 300 Mio. Franken an Gebäuden und rund 10 Mio. Franken in der Landwirtschaft.

2011

Am 12./13. Juli zog ein Hagelgewitter rund um Mitternacht mit teils tennisballgrossen Hagelkörnern über Zofingen (AG) und Teile des Kantons Zürich. Laut einer Analyse gehörte das Ereignis zu den stärksten je gemessenen Hagelgewittern im Kanton Aargau. Allein die versicherten Gebäudeschäden betrugen rund 200 Mio. Franken (davon 150 Mio. Franken im Kanton AG).

2021

Am 28. Juni kam es zu einem extremen Hagelzug in der Region von Wolhusen (LU) mit Hagelkörnern von bis zu 9 cm Grösse. Dächer und Photovoltaikanlagen wurden vielfach grossflächig zerstört. Die anschliessenden Regenfälle machten teilweise die Gebäude unbewohnbar. Insgesamt wurden Schäden an Gebäuden, Autos und Landwirtschaft in der Höhe von über 600 Mio. Franken registriert.

Kaskade Naturgefahren

Kaskade von Naturgefahren

Bisweilen kommt es bei Naturgefahren zu einer Verkettung von Ereignissen. Hagelschlag kann für folgende Naturgefahr eine Rolle spielen:

Starkregen

Regen kann in die durch Hagel zerstörte Gebäudehülle eindringen.

Oberflächenabfluss

Ansammlungen von Hagelkörnern können Abflüsse verstopfen und zu Überschwemmungen führen.

Erosion

Hagelschlag kann zur Erosion auf Feldern führen und zu Rutschungen beitragen.

Weitere Informationen zu Hagel finden Sie unter 

Letzte Änderung: 27.03.2024